Pferde scheren im Herbst – teilweise, ganz oder gar nicht?

Ob Warm-, Kalt-, oder Vollblut, Klein- oder Großpferde, südliche oder nordische Pferderassen: In der kalten Jahreszeit beginnen unsere Freunde beim Training stark zu schwitzen. Schuld daran ist das dicke Winterfell, das sich schon gegen Sommerende ankündigt und neben den längeren Haaren auch einen dichten Flaum zwischen Haut und Haar enthält. Soll man das Pferd also scheren, damit es schneller trocknet…?

Bis ein dichtes Pferdefell wieder trocken ist, kann es gut und gerne ein bis zwei Stunden dauern. Eine Abschwitzdecke hilft, diese Zeit zu überbrücken und eine Lungenentzündung zu vermeiden, indem sie den Schweiß aufsaugt und nach außen transportiert.
Eine Alternative bei Pferden, die immer wieder ins Schwitzen kommen, ist das Scheren – aber nicht zu kurz!

Dabei wird zwischen der Teilschur und einer Komplettschur unterschieden. Vor allem bei Freizeitpferden reicht es, nur die Stellen zu rasieren, wo das Tier stark schwitzt: Also Hals, Brust und Bauch. Das verschafft dem Pferd sofort Erleichterung, da es die Temperatur so leichter ausgleichen kann und damit auch die Atmung beim Reiten nicht mehr so stark beschleunigt.

Lässt man das restliche Fell – außer am Hals, Brust und Bauch – stehen, schützt es weiterhin gegen Regen und Wind. Damit sind auch Abschwitzdecken nicht mehr nötig – vorausgesetzt, das Pferd hat genügend Bewegungsfreiheit, um sich nach Belieben warm laufen, wälzen oder unterstellen zu können.

Je sportlicher das Pferd im Winter unterwegs ist, desto großflächiger wird geschoren. Das gilt auch für Pferde im Offenstall – sie benötigen dann aber eine regen- und winddichte „Oberjacke“. (Der Fellbereich unter dem Sattel bleibt allerdings meist bestehen, damit sich das Pferd nicht aufreibt.)

Will man vermeiden, dass das Winterfell zu stark anwachst, kann man es frühzeitig abdecken – man zieht ihm also schon gegen Sommerende einen Mantel an. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sich das dicke Fell trotzdem nicht ganz vermeiden lässt  – oft hilft es aber auch und die Tiere müssen nicht (oder nur einmal) geschoren werden.

Viele Pferdebesitzer scheren ihre Pferde aber auch gar nicht und freuen sich daran, wenn sich die Tiere auf der Winterweide im Schnee wälzen oder durch das hohe Weiß stürmen, dass es eine echte Pracht ist. Pferde, die daran gewöhnt sind und ein dichtes Fell entwickelt haben, vertragen auch tiefere Temperaturen ganz gut. Vorausgesetzt, das Pferd wird nicht so stark beansprucht, dass es schwitzt. Denn dann ist das lange Haar ein Manko, weil es eben nur langsam trocknet und das Pferd erkranken kann.

Es gilt also abzuwiegen: Je mehr das Pferd im Winter beansprucht wird, desto mehr Sinn macht das Scheren. Kommt es eher nicht ins Schwitzen, kann man das Fell ruhig auch komplett stehen lassen…

Übrigens: Ein geschorenes Pferd braucht mehr Futter, weil es leichter friert und das kostet Energie. Und: Da mit dem Fell auch die natürliche Regenabwehr „flöten“ geht, muss das Pferd bei Schlechtwetter entweder hereingeholt oder mit einem Regenmantel versorgt werden.